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Wegen der beeiferten Kuvertmacherei trat in diesen meinen Aufschreibungen eine Pause ein. Ich wollte am 30. Juni 1893 weiterschreiben. Allein die Sehkraft meiner Augen und die Beweglichkeit meiner Hand ist seit einem Jahr so geschwächt, dass ich wohl recht anstrengend die Feder führen muss.
Am 20. und 21. August 1892 war der nun pensionierte Sparkassenbeamte, Herr Kolfürst samt Frau und Frl. Töchtern mit Rundreisekarten nach Villach hierher gekommen. Er kehrte im Hotel Finze ein und ließ sich mich sogleich auf einen Plausch zu sich bescheiden. (206) Er nahm von mir 9 Pakete Kuverts, und ich musste ihm versprechen, ihn zu besuchen, im Falle ich nach Graz kam.
Am 12. September 1892 war ich mit Kuverts in Judenburg und am 13. September fuhr ich nach Graz und nahm auch 16 Pakete mit, die ich teils in St. Michael und teils in Graz verkaufte.
An diesem Tag wurde dort die im orientalischen Stil neu und hübsch erbaute Synagoge in der Zweiglgasse, abwärts der Radetzkybrücke am rechten Mur-Ufer eingeweiht.
Ich besuchte Herrn Kohlfürst und erhielt von ihm den Auftrag für 1100 Kuverts. Mein Nachtlager hatte ich bei Herrn Major Plank. Am nächsten Tag besuchte ich das Grab meiner Gattin, nahm bei Leidersdorf ein Ries Papier und fuhr abends mit gemischtem Zug nach Leoben und arbeitete an den Kuverts für Herrn Kolfürst, welche ich am 25. Oktober 1892 an ihn sandte.
Mein Kuvert-Eifer war jedoch Schuld, dass ich erst am 25. Februar 1894 zur Fortsetzung dieser meiner Schreiben kam.
(Rückblende:) Am 17. November 1892 war ich wieder in Judenburg, sowie am 23. März 1893 und am 30. März in Zeltweg. Am 29. April 1893 fuhr ich nach Leoben und am 26. Mai 1893 ließ ich mich fotografieren und sandte mein Bildnis an Herrn Maister in Pettau, an Kaufmann Petschaller in Aflenz, an Maria Schidan und Ella Hajek in Wien, dann an Wawrinek in Leoben, an Messner in Pola , an Optiker Bernhardt in Karlsbad und an die 73 Jahre alte Lederermeisterswitwe Anna Steurer in Mureck. Ein Bild erhielt mein Herr Sohn und eines der Uhrmacher und Dichter Wischner.
Am 25. Juni und 1. Juli 93 war ich wieder in Judenburg. Die Herren Heinrich Plank, k.k. Major, und Anton Kohlfürst, dann Frau Zeitler in Graz und Frau Holzer in Aflenz erhielten auch eine Fotografie.
Am 23. Juli 1893 sandte ich mehrere Bilder aus der Zeitschrift »Zur Guten Stunde« nach Pola für die Kinder der Eheleute Messner. Am 12. August kamen aus allen Gegenden der Steiermark auch aus Friesach in Kärnten fesche Turner, sogar aus Laibach Deutsche Turner hier an. Am 13. August war bei schönem Wetter von der Turnhalle her durch die Herrengasse auf den Hauptplatz ein prächtiger Einzug mit mehreren Musikbanden.
Vor dem Rathaus war eine Tribüne aufgeschlagen, auf welcher der Herr Bürgermeister von allen Honoratioren und vielen schönen Ehrenfräuleins umgeben die vor der Tribüne aufmarschierenden Turner feierlich begrüßte. (207) Aber während der alle Turner und Turnfreunde ergreifenden Rede des Bürgermeisters sandte der Regengott plötzlich eine kleine Wolke daher, welche in ihrer Laune sich auf die grosse Menschenansammlung ergoss. Die Eingänge in die Häuser konnten die Schutzsuchenden nicht alle aufnehmen, und die lieben Ehrenfräulein wurden halb durchnässt ehe sie sich von der Tribüne herabflüchten konnten.
Nach kaum zwei Minuten war die kritischen Regenwolke verschwunden. Jeder eilte wieder auf seinen Platz und der Bürgermeister konnte seine markige Ansprache fortsetzen und vollenden.
Dann eilten alle zum Mittagsimbiss, wonach von den einheimischen und fremden Turnern auf dem geräumigen, mit Tribünen und Sitzplätzen reichlich versehenen Feuerwehr-Übungsplatz die herrlichsten Turnübungen ausgeführt wurden. Desgleichen auch des anderen Tages am Nachmittag.
Am 14. August sandte ich 10 Gewehrpatronenschachteln, die ich von Aflenz mitgebracht hatte, an den Kaufmann Petschaller und erhielt hierfür am 14. September 2 Gulden 50 Kreuzer.
In einer Zeitungsnotiz hieß es, dass am 8. September aus allen Gegenden der Steiermark Abordnungen der freiwilligen Feuerwehren nach Leoben kommen werden. Also begab ich mich am 7. August mit der Cousine Hulda dahin zu Herrn und Frau Wawrinek, um das Fest anzusehen. Am 8. August früh versammelten sich die Feuerwehrleute am Bahnhof, von wo aus dann ein prächtiger Einzug in die festliche geschmückte Stadt erfolgte. Währenddessen von der Anhöhe hinter dem Bahnhof 100 Böllerschüsse losgingen. Hier wie in Knittelfeld wurden die Einziehenden mit zahllosen Blumensträußen begrüßt.
Vom Balkon des Rathauses, vor welchem der ganze Zug Aufstellung nahm, wurden die wackeren Männer vom Bürgermeister feierlich bewillkommt. Tags darauf wurden am Hauptplatz in der Höhe einiger großer Häuser Feuerwehrübungen vorgenommen, welche jedoch vom nachhaltigen Regen vereitelt wurden.
Eine angenehme Überraschung für mich war es, als von der Aflenzer Feuerwehr Schneidermeister Ortner, Lebzelter Schmölzer, Schuster Hödl und Kaufmann Petschaller auf mich zukamen und mich freundlich begrüßten. Ich musste versichern, dass ich, sobald die im Bau befindliche Bahn von Kapfenberg nach Aflenz fertig sein würde, auf Besuch nach Aflenz zu kommen.
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Mittwoch, 3. November 2010
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Die Kuverts sind bis heute nicht angekommen ;-) Michael Kohlfürst
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