Der Grenadier Rupp war ein gelernter Müller, wollte nach seinem Abschiede nicht mehr arbeiten und wurde sogenannter Strommer oder Speckjäger. Lorenz Rupp blieb noch länger Soldat, verübte aber Schlechtigkeiten und Diebereien.
(12) Michael Rupp heiratete ein wunderschönes Mädchen, wurde Kaffeesieder in Bruck, machte gute Geschäfte und sandte jede Woche an meine Mutter 1 Gulden und dann und wann Kleider oder Stiefel für den alten Vater Rupp. Dieser aber vergeudete alles in Schnaps bis er einmal auf einem Misthaufen todt gefunden wurde.
Da konnte mein Vater auf seinen Gängen über Land die Muskelkräfte anspannen, er trug die eingekauften Enten, Kapauner, Spanferkel etc. am Rücken oder über den Schultern und oft auf einmal 20 gemästete Gänse, drei bis vier Stunden weit, nach Hause. Als dann später ein Fuhrwerk angeschafft wurde, hatten wir von der Stainzer Gegend 12 Viertel Wein am Wagen. Ich wollte absteigen und bergab das Rad einsperren, da sagte mein Vater, wer wird sich mit dem Absteigen plagen und griff hinaus nach dem Hinterrade und er hielt es den ganzen Berg hinab, als ob ein Radschuh eingelegt worden wäre.
Georg Dunkel, der Bruder meiner Mutter, diente mehrere Jahre als Kellner und Marquer in Wien, war haushälterisch mit seinen Ersparnissen und kaufte nach Anraten des Vetters Johann Dunkel zu Hartberg, welcher bei seiner Salpetersiederei recht empor kam, ein gleiches Geschäft samt Haus und Grundstücken in Judenburg.
Daselbst stand vor Zeiten bei einem Lederer ein Gesell in Arbeit, welcher mit der Tochter des Meisters ein Liebesverhältnis unterhielt. Als Georg Dunkel an der aus dieser Liebelei entstandenen und sehr hübsch herangewachsenen Anna Gefallen fand, und erfahren hatte, dass der natürliche Vater derselben der nachherige reiche, wie privilegierte Lederfabrikant Lebwohl in Graz sei, hoffte er, mit der Zeit ein dickes Heiratsgut von demselben zu erlangen, verehelichte sich mit dieser Anna Frank und hatte 8 Kinder mit ihr.
Der gegen Lebwohl geführte Vaterschaftsprozess ging jedoch für Anna Frank, verehelichte Dunkel, in die Brüche, und so hatte der gute Dunkel eine Frau ohne alle Mitgift.
Der jüngste Bruder meiner Mutter, Franz, lernte auf der Köstenbaummühle das Müllerhandwerk, von wo er uns Kindern, die gerne assen, öfter ein gutes Müllerbrot verehrte. Mittlerweile ging die Tante Theres vom Höck fort und war nun Köchin beim Advokaten Dr. Funk im gemalten Haus in der Herrengasse.
(13) Eines Tages kam zu ihr der Müller Franz im Sonntagsstaate und erzählte ihr, dass er sich heute zur Rekrutierung stellen müsste und deshalb sein Herr mit ihm auf das Rathaus ging, und Franz ihr diese Nachricht mitteilen wolle. «Aber», sagte sie, «du wirst doch nicht so dumm sein und dich abfangen lassen. Da hast du etliche Gulden, lass den Herrn Rohrbacher, das Militär und das ganze Rathaus stehen und lauf, was du laufen kannst, zur Lise nach Greifenburg, dort bist du gut aufgehoben und darfst nicht Soldat werden.»
Franz, der gegen Uniformen eine besondere Abneigung hatte, liess sich dies nicht zweimal sagen und entkam glücklich, wurde aber, da er nach seinem Besuche bei Theres nicht mehr zum Vorschein kam, bei ihr vom Rohrbacher und dann polizeilich gesucht, jedoch nicht gefunden, und sie behauptete, ihn nicht gesehen zu haben.
Nachdem Franz in Greifenburg bei einem Müller und Brauer arbeitete und dort auch die Bräuerei sich eigen machte, aber mit der Zeit ohne Pass nicht mehr recht sicher war, blieb meinen Eltern nichts übrig, als ihn mittels Spendierung von 16 bis 18 Stück der schönsten renomierten Kapauner an Herrn Hefele, Bezirkskommisar der Zuständigkeitsbehörde Commende am Bach, einen Pass zu erwirken.
Franz reiste nun nach Wien, fand dort als Müller Arbeit, und das Manöver wegen der Passerwirkung musste jährlich wiederholt werden.
Hefele starb, und sein Nachfolger Weller wollte im nächsten Jahre keinen Pass erteilen, weil er den Franz Dunkel im Passkontrolle nirgends vorgemerkt fand. Da Hefele infolge der Präsente die Eintragung der illegalen Passerteilung unterliess, so mussten bei dem nächsten Bezirkskommissär auch wieder die fetten Kapauner helfen, und die Passausfertigung ging dann regelmässig fort.
Dienstag, 22. Dezember 2009
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen