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In Graz hatte ich zufällig eine Broschüre vom Katerloch und der kleinen im Massstab der Adelsberger Grotte ähnlichen Grasslhöhle bei Weiz gelesen. Aus Neugierde machten wir, zusammen 9 Personen, uns an einem Sonntagnachmittag zu Fuss dahin auf und blieben in der Herrschaft Gutenberger Taverne über Nacht, wo es wieder viele Wanzen gab, wie in St. Georgen. Von dort ging der Weg tief abwärts, dann auf einem schmalen Stege über die hier noch sehr kleine aber heftig sprudelnde Raab. Im nächsten Dorfe nahmen wir einen Führer, der sich mit einer tüchtigen Tracht Spähne versah. Wir kauften Kerzen und der Eingang zur Höhle ist nah der Strasse von Weiz nach Fladnitz. Der Abstieg war aber gar nicht einladend, denn statt einer ordentlichen Leiter gab es einen Baumstrunk mit Fragmenten von Ästen, die als Sprossen dienten, auf welchen wir rückwärts hinabkrabbelten. Der Führer zündete einen Span und wir eine Kerze an und nun ging es an die Besichtigung der wirklich merkwürdigen Höhle.
(126) Links waren Abgründe zu vermeiden, vor denen uns der Führer ausdrücklich warnte. Da waren Wölbungen wie die grösste Kirche so hoch, dann wieder sehr niedrige, schmale Durchgänge, kleine Räume und überall die sonderbarsten Tropfsteingebilde. Auf einmal war an einer eisigen Wand ein kleines Loch, nicht grösser als würde man durch die Füsse eines Sessels schlüpfen. Als die anderen schon durchgekrochen waren, kam das Durchschlüpfen an meine liebe Gattin, aber mit ihrer Korpulenz blieb sie im engen Loch stecken. Von beiden Seiten musste geholfen werden, dass die Dicke durchkam.
Wir kamen an einen wellenförmiger Berg, als ob das von oben herabströmende Wasser hier zu Stein geworden wäre. Wir alle waren von den gesehenen, grosserhabenen Naturkräften so begeistert, dass wir auf den versteinerten Wellen hinaufstiegen und oben in wahrer Andacht das schöne Lied «Grosser Gott, wir loben Dich» gesungen haben. Nach zwei Stunden Aufenthalt überkam fast einen jeden von uns ein Schauer und alle waren froh, schliesslich wieder draussen zu sein. Der Führer erhielt pro Person 10 Kreuzer. Im selben Dorfe hielten wir das Mittagsmal und gingen über Weiz abends nach Hause.
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Dienstag, 9. März 2010
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