(137) Nachdem meine Frau den Wunsch hatte, Triest zu sehen, sind wir per Bahn bis Laibach, besuchten die Tochter und fuhren mit Stellwagen über den Karst nach Triest. Dort besichtigten wir die schöne Stadt, besuchten Bruder und Schwester unseres Schwiegersohnes und sind dann andern Tages wieder zurück.
Nach zwei Jahren drang meine liebe Gattin darauf, Venedig zu sehen. Wir beide, dann Eduard und Marie, die Tochter meiner Schwester Resch, fuhren am Pfingstmontag nach Adelsberg, wo wir die berühmte Grotte besuchten. Wir schlossen uns dem ebenfalls nach Venedig reisenden Grazer Fleischhauer Pferschy an, kamen um 11 Uhr nachts in Triest an, wo wir nach eingenommenem Kaffee um 12 Uhr auf dem Dampfschiffe nach Venedig fuhren und dort um halbneun Uhr früh ankamen.
Im deutschen Gasthaus «Zur Stadt München» kehrten wir ein und ein Führer geleitete uns den ganzen Tag für 7 Silbergulden zu verschiedenen Merkwürdigkeiten. In der «Stadt München» haben wir für Essen, Bier und Betten 6 Gulden bezahlt. Vom Markus-Turm aus sahen wir, so weit das Auge reicht, alle Berge mit Schnee bedeckt. Es war empfindlich kalt, so dass abends am Markusplatz die Musik nebst Korso unterblieb. Anderntags fuhren wir zurück. Auf dem Schiffe hin und zurück hatte die Resch Marie und unsere Tochter unter der Seekrankheit sehr zu leiden. Uns war es leid, dass wir nicht noch einen Tag länger geblieben sind, um noch mehr zu sehen.
In Laibach gab es zwei Schneidermeister, deren Gattinen nebenbei Gastwirtegeschäfte betrieben und dabei zu Vermögen gekommen sind. So wollte es unsere Tochter auch machen. Wir schossen wieder Geld vor, aber das Gasthaus anzufangen und ihr Mann ein Lump zu werden, war eins. Er vernachlässigte sein Geschäft und wir konnten nicht genug Schulden zahlen. So oft ich nur das Wort Laibach hörte, flossen mir die Tränen, denn die Tochter erbarmte mich, dass sie an diesen Wüterich gebunden war. Wie oft kamen von ihr die traurigen Briefe. Da musste immer meine Frau oder ich oder Eduard hinein, um den Frieden herzustellen.
Als ich einst dort war, kam ein benachbarter Kaufmann Fischer dahin als Gast. Er brachte das so eben in Wien gekaufte Bild mit, ein Bauernbursch mit sehr lachendem Gesicht, in der rechten Hand einen Krug in der linken ein überschäumendes Glas Bier. Mir gefiel dieser Biertrinker und auf mein Ersuchen hat Herr Fischer mir das Bild nach Graz zur Nachahmung desselben geliehen. Als ich eine Kopie fertig hatte, sandte ich das Original sogleich mit vielem Dank zurück und malte nach und nach im ganzen 30 Stück. (138) Davon verkaufte ich wieder 16 Stück zu 3 Gulden und 14 Stück erhielten gute Bekannte gratis.
Zu der Zeit, in der meine liebe Gattin an Typhus darniederlag, starb ihre Schwester Maria Fischinger. Deren Tochter Elise war eine zeitlang bei uns, kam dann zu einem guten Bekannten, Herrn Schuhmachermeister Wawzinek, wo sie in dessen Gewölbe in der Franziskanergasse eine sehr talentvolle Verkäuferin wurde. Als die Frau Wawzinek nach langer Krankheit wieder gesund wurde, hatten wir ihr zu Ehren ein Genesungsfest veranstaltet, wozu ich ein Theaterstück verfasste, worin ich, Eduard und Maria Aldrian als Schauspieler aufgetreten sind. Zu einer nachherigen Krankheit der Frau Wawzinek kam noch die Lungenentzündung, und die arme Frau war nicht mehr. Nach ihrem Tode heiratete Herr Wawzinek obige Elise Fischer, die eine vortreffliche Frau wurde.
Als Johann Manninger seine Wohnung im Eisentor-Gebäude hatte, drang er darauf, dass unsere silberne Hochzeit bei ihm abgehalten werde. Alle dabei Gewesenen unterhielten sich sehr gut. Nur meine liebe Gattin wollte sich nicht recht freuen, obwohl ich alles aufgeboten hatte, sie zu zerstreuen. Ich meinte, ihre Mücken seien rebellisch geworden. Nachträglich hatte sie erzählt, dass sie während der Mahlzeit den Entschluss gefasst hatte, sich unbemerkt von der Gesellschaft zu entfernen und sich in die Mur zu stürzen. Wie weit es doch der unselige Wahn bringen kann!
(139) Inzwischen hatten wir auch das siebenjährige Mädchen Paula zu uns genommen. Nach zwei Jahren kam sie wieder zu uns. Wir wollten sie zu häuslichen Beschäftigungen abrichten, aber bei ihrem krainerischen Dickschädel war alle Mühe umsonst.
Nach allen für meine Wege nach Laibach verausgabten Geldern, für Vorschüsse, bezahlte Schulden, die vielen Reisen und Postporti etc., die unzähligen von mir verfertigten und dahingegebenen Bilder dazugerechnet, betrugen dieselben beinahe 1200 Gulden. Es war auch sonderbar, dass so oft mir von entzückend schönen Gegenden träumte, von der beklagenswerten Tochter ein recht jammervoller Brief kam. Endlich, als ihr gewissenloser Mann alles durchbrachte, sein Plan, uns ganz zugrunde zu richten, nicht gelang, kam die Tochter Marie mit zwei Mädchen, Anna, 10 Jahre alt und Gabriela, 2 Jahre alt, zu uns. der Sohn Viktor und die widerspenstige Paula blieben beim Vater, welcher sich nie mehr um seine bei uns befindlichen Angehörigen kümmerte. Wir konnten doch nicht unser ganzes geringes Vermögen nach Laibach opfern, da wir unsere alten Tage besorgen mussten. Unsere Tochter Marie musste Dienste nehmen, ihre Tochter Anna lernte in Preindelsberg die Putzmacherei und Gabriela, als sie schulfähig war, lernte gar fleissig. Beide Mädchen waren sehr talentvoll.
Unser Sohn Eduard hatte die Stieftochter des Bad-Inhabers Rauch geheiratet und wohnte bei uns. Deren Bruder, Jakob Rauch, wurde unser Hausarzt.
Die nach Laibach verschwendeten Summen für Studium und Heirat des Sohnes und unsere mehrfachen Krankheiten haben unser Vermögen aufgezehrt. Mittlerweile nahm das Krummwerden meiner Mittelfinger und Nebenfinger so überhand, dass ich Flöten- und Gitarrespiel, bei welchem ich öfter für die Nacht 3 Gulden verdiente, nicht mehr produzieren konnte.
Die im Jahre 1821 bei meinen Eltern in Graz gewesene Tante Hauzendorfer kam einst wieder nach Graz und hat uns auf der Ries besucht. Diese Tante hatte vier Töchter: Eine war mit Herrn Taurer in Dellach, eine mit dem Seifensieder Kerschbaumer in Brixen und die dritte, Priska, mit dem Arzte Amman in Greifenburg verehelicht. Über alle drei kam das traurige Verhängnis, schon nach dem ersten Kinde sterben zu müssen. Die vierte Tocher, Karoline, wollte aber länger leben und blieb ledig.
Die Tante Elise so wie der Schuhmacher Socher rühmten sehr das liebe Kärntnerland und redeten mir zu, dasselbe noch einmal zu besuchen. Als Karoline im Jahre 1857 in Graz war und wieder heimreisen wollte, fuhren ich und Karoline und Herr Valentin Knaupert mit dessen Equipage in das Kainachtal bis zum Wirte Weiss in Krottendorf. (140) Nach dem dortigen Gabelfrühstück marschierten wir nach Edelschrott per Pedes zum Mittagsmahl. Nachdem dort kein Fuhrwerk zu haben war, kamen wir zu Fuss gegen 3 Uhr nachmittags zum Gasthaus auf der Pack . Von dort weg überraschte uns ein fürchterliches Donnerwetter und wir kamen ganz durchnässt um 6 Uhr nach Breiteneck. Zum Glück war dort zum Brotbacken tüchtig eingeheizt. Wir konnten uns trocknen und dann mit einem erhaltenen Fuhrwerk nach Wolfsberg im Lavanttal fahren, wo wir um 10 Uhr abends ankamen.
Anderntags ging es per Post nach Völkermarkt, wo wir um 12 Uhr mittags mit dem von Leibnitz eingetroffenen Franz Knaupert zusammentrafen und dann per Post weiter nach Klagenfurt fuhren und dort über Nacht blieben.
Fräulein Karoline ist von dort andern Tages gleich nach Hause und wir drei Männer per Dampfschiff über den Wörtersee fort nach Villach zu Herrn Franz Dunkel, Sohn des Bruders meiner Mutter, gewesener Gendarmeriewachtmeister und nun Lebzelter . Dieser führte uns anderen Tags nach Tarvis. Am nächsten Tag fuhr er zurück und wir stiegen dreieinhalb Stunden lang auf den Luschariberg, von wo wir auf zwei Handschlitten durch schneebedeckte Schluchten in dreiviertel Stunden wieder herabkamen. Nach meiner Landkarte mussten wir jenseits der nach Malpogeth führenden Strasse in ein Felsental einbiegen, um nach Vordernberg im Gailtal zu gelangen. Bis wir um 6 Uhr abends dahinkamen, hatte es seit 1 Uhr Mittag tüchtig geregnet. Der Marsch über die hohen Berge war beschwehrlich.
Im nächsten Dorfe erhielten wir einen Wagen, welcher uns um 10 Uhr abends nach Hermagor brachte. Es war der Fronleichnamstag. Die im Jahre 1848 entstandene Nationalgarde war schon überall aufgehoben, aber hier durchzog eben eine Musikbande noch die ganze Stadt. Weil wir so spät angekommen waren, wollten die Gastwirte uns nicht mehr beherbergen, aber nach energischer Drohung mit der Gendarmerie des Valentin Knaupert wurden wir endlich bei einem Gasthofe sehr kalt empfangen. Nach Eintragung unserer Namen und Beschäftigungen wurden wir aber wider Erwarten gut bewirtet und die Rechnung war nicht zu hoch.
Den nächsten Tag liess uns der Wirt zwei Stunden weit bis zu einem hohen Berg führen, nach dessen Überschreitung wir zu Mittag in Greifenburg unseren Einzug hielten. Wir wurden bei Herrn Hauzendorfer freundlich empfangen. Mit seiner Gelegenheit machten wir den anderen Tag einen Abstecher nach Lienz in Tirol und kamen am Sonntag Abend wieder zurück. Nach einigen Tagen Aufenthalt liess uns Herr Hauzendorfer bis Sachsenburg zurück führen, von wo wir zu fuss abends wieder beim Dunkler in Villach eintrafen. Anderntags ging's bis Velden per Post, dann über den Wörthersee und von Klagenfurt weg die ganze (141) Nacht per Post nach Marburg, von wo wir per Bahn glücklich wieder nach hause kamen. Für die ganze Reise kamen auf mich nur 6 Gulden. Alles Übrige, nämlich 120 Gulden bestritt Herr Valentin Knaupert allein. Während ich in Kärnten war, hat meine liebe Ehegattin wieder die Tochter in Laibach besucht. Im nächsten Jahr zu Pfingsten bin ich und Herr Wawrinek mit dem Vergnügungszug nach Wien gefahren. Pfingstsonntag früh sind wir dort angekommen und Montag nachts 11 Uhr wieder abgefahren.
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