Meine arme Gattin hatte im Jahre 1832 den Schmerz über den Tod ihrer 68jährigen Mutter zu bestehen.
Aus Veranlassung des Kaplan Lippusch wurde eine Tabakschnupfergesellschaft errichtet. Jedes Mitglied musste mit einer mit Tabak gefüllten Dose ausgestattet bei Begegnung mit einem Miglied die Dose hervorziehen, darauf klopfen und sprechen: «Also wirklich!» – und dann schnupfen. (74) Wer auf einen oder den anderen Punkt der Statuten vergass, musste einige Kreuzer Strafe zahlen. Die Strafgelder wurden dann bei mir verwixt. Auch wurde beschlossen, im Schlosse einen Landtag abzuhalten, wozu jedes Mitglied in einem selbst verfertigten und bis dahin geheimgehaltenen Kostüm erscheinen sollte.
In einem im orientalischen Geschmack dekorierten Zimmer war ein Thronhimmel aufgeschlagen. Die Kammerjungfer, als Sultanin verkleidet, war mit fürstlichem Geldschmuck und Perlen überladen. Als jedes Mitglied in besonderer Maske erschien, gab es wohl viel zu lachen und zu bewundern. Kaplan Lippusch als Husarenoberst erregte wirklich grosses Aufsehen. Aber alle waren von dem Glanze und der Pracht, Schönheit und reizvollen Anmut der Sultanin entzückt. Als das allseitige Lachen und Bewundern endigte, wurde gerichtlich ernst über die Vergehen jedes Einzelnen gegen die Statuten verhandelt, und wer die meisten Strafvermerkungen hatte, wurde zur Tragung der Kosten verurteilt. Natürlich kam das Urteil über die Sultanin, weil sie gar nicht schnupfte. Zum Schlusse wurde auf Kosten der Herrschaft festlich geschmauset.
Im Parke war eine Art Tempel, oben mit einer Terrasse. Wenn auf dieser manchmal unsere musikalischen Produktionen abgehalten wurden, hörte meine liebe gute Frau beim Haustore der Taverne gerne zu. Und da der Park das Echo zurückgab, so nahm sich die Musik besonders in mondhellen Nächten sehr angenehm aus.
Ich hatte überhaupt sehr angenehme Stunden im Schlosse, und es war nicht Recht von mir, dass ich am Abend die ganze Tavernenwirtschaft und Plage mit dem allerliebsten, nudeldicken Kinde meiner viel geplagten und umsichtigen Frau überliess. Im Ganzen hatten wir wohl sehr viele Unannehmlichkeiten auszustehen.
Da ich auch eine Spekulation mit Getreide versuchen wollte, erkannte ich, dass mir hiezu die gehörige Redekunst fehlte. Ich musste den armen Bauern sehr lange zureden, bis sie sich herbeiliessen, mir etwas käuflich zu überlassen. Dann hatten sie aber einen Preis bestimmt, der mir im Verhältnis zum Verkaufe – mit Rücksicht auf die bedeutenden Reisespesen an Zehrung, Mauten, Stallgeld und Verzehrungssteuer – nicht gefiel.
(75) Der Pfarrer von Abstall war ein alter, sonderbarer Kauz. Auf der Kanzel zeterte er über die Zuhörer, die zu seiner Predigt kamen, um nur darüber zu lachen. Man konnte sich der Lachlust nicht verwehren, wenn er an seinen Fingernägeln kaute, oder einem während des Kanzelvortrages eintretenden und die Kirchentüre offenlassenden Bauern heftig zuschrie: «Mach zu!!!» Der Pfarrer erzählte von der Kanzel herab teilweise Lebensgeschichten einiger Pfarrereiinsassen, setzte aber jedesmal bei, er kenne sie nicht. Die Zuhörer aber flüsterten sich lächelnd die Namen derjenigen zu, auf die er es abgesehen und die er soeben verrissen hatte. Seine Wirschafterin und Köchin Greza war ein echter Zankteufel; wollte der Pfarrer in seinem Zimmer mit jemandem unter vier Augen sich besprechen, so ging sie trotz wiederholter Aufforderung nicht vom Flecke, sondern machte sich im Zimmer bald da und bald dort etwas zu schaffen, damit ihr ja kein Wort der Besprechung entging.
Er gab jedem um Almosen Ansprechenden einen Kreuzer, kam aber zufälig die Köchin dazu, so schummelte sie den Armen vor die Türe und zeigte mit grober Gebärde auf das gegenüber befindliche Rezeksche Einkehrhaus und schrie: «Da, da, da gehn Sie hin! Da ist ein Wirtshaus!»
Der Pfarrer hielt nie einen musikalischen Gottesdienst und sagte immer, er brauche keine Kerzenbrenner. Sehr oft hatte er den Wunsch, von der bösen Greza loszukommen und versprach sogar dem Wittwer Franzl, wennn er sie heirate, 2000 Gulden. Dieser wollte sehr schlau die Aussteuer vor der Hochzeit, aber der Pfarrer war vorsichtig.
Während einer dortigen grossen Feuersbrunst liess er seine Geldtruhe in die Kirche schleppen und setzte sich darauf mit den Worten: «Hier will ich sterben!» Er konnte nur mit Gewalt entfernt werden, als die vom Feuer ergriffene Kirche mit dem Einsturz drohte. Der Kaplan Lippusch hatte mit seiner Schwester einen Weingarten bei Spielfeld und konnte sich zu einer schmalen Kost beim Pfarrer eine Aufbesserung verschaffen. Als Lippusch einst abends beim Rezek ein Glas Wein trank und wegen des Nachlesens ins Pfarrhaus geholt wurde, sagte er: «Der Pfarrer soll seinen Brei selbst fressen!»
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